Im Konzernvorstand der Volkswagen AG gibt es Gedankenspiele, den Namen des Konzerns zu ändern. Der Betriebsrat findet das völlig unangemessen: „Volkswagen bleibt Volkswagen“. Auch Niedersachsens (11,8 % Anteil) Ministerpräsident Weil findet die Idee nicht gut.
Das ist nachvollziehbar; man müsste sich an einen neuen Namen gewöhnen.
Andererseits: Die Nationalsozialisten haben den „Volkswagen“ erfunden; er wurde aus dem sozialistischen Teil der Ideologie (Autos für alle) geboren. 20.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter arbeiteten während des Zweiten Weltkrieges für die damalige Volkswagenwerk GmbH. Die Marke ist historisch also nicht ganz unbelastet.
Sie leistet derzeit auch nicht ganz so viel für die Strahlkraft der einzelnen Marken des Konzerns. Weder Audi noch Porsche oder Bugatti profitieren von der Markenaufladung “gehört zu Volkswagen”. Für den Premiumbereich ist es wohl eher belastend, wenn die Fahrzeuge dem Volk zugerechnet werden.
Selbst für die Volkswagen-Modelle selbst ist die Marke nicht durchgängig hilfreich: Die Besitzer fahren lieber “Golf” oder “Passat” statt “einen Volkswagen”. Das macht sich natürlich auch bei den Renditen der Fahrzeuge bemerkbar. Die Modelle der Stammmarke sind wesentlich weniger einträglich als Porsche oder Audi.
In außereuropäischen Märkten ist die Lage noch prekärer: In englischsprachigen Ländern wird aus dem kurzen vauwe ein langes wi dabbelju, sodass sogar das lange Volkswagen sprachökonomisch bequemer wird.
Was also spricht dagegen, im Zuge einer allgemeinen Transformation in Richtung der (E-)Zukunft die Nazi-Vergangenheit und viele linguistische und Assoziations-Probleme hinter sich zu lassen?
Gewohnheit und Bekanntheit. Wobei letztere angesichts der sehr überschaubaren Zielgruppe der Konzernkommunikation (Branchen-Insider und potentielle Aktionäre) keine Rolle spielt. Sonst gar nichts.
Der Vorstand denkt, Niedersachen lenkt.